IN KÜRZE

Die Inflation in der Eurozone blieb zuletzt im Großen und Ganzen unverändert leicht über dem EZB-Zielwert von 2 Prozent, mit deutlichen Unterschieden zwischen den Mitgliedstaaten. Die EZB hat ihre Leitzinsen weiter gesenkt und verfolgt einen datenabhängigen Kurs ohne Vorfestlegungen. Die Bilanzsumme der EZB schrumpfte ebenfalls erneut. Zinsen auf Wohnimmobilienkredite wie auf Unternehmenskredite waren leicht rückläufig. Das Kreditwachstum belebte sich moderat. Zinsen auf Staatsanleihen stiegen etwas, während die Spreads zu deutschen Bundesanleihen sich unterschiedlich entwickelten. Der Eurokurs zeigte sich gegenüber Dollar und Pfund stabil, gegenüber dem Yen minimal schwächer.

INFLATION

Die Inflation in der Eurozone ist im Großen und Ganzen unverändert und lag im März bei 2,2 %. Die Kerninflation betrug 2,4 %; sie liegt damit über dem EZB-Ziel von 2 %. Die Inflation in Deutschland lag zuletzt bei 2,3 %, Frankreich bei 0,9 %, Italien bei 2,1 % und Spanien bei 2,2 %. Die Spannbreite innerhalb der Eurozone lag zuletzt bei 3,4 %-Punkten: Frankreich verzeichnete dabei mit 0,9 % die niedrigste und Lettland mit 3,6 % die höchste Inflationsrate. Die Preise für Energie sanken um 0,7 %, Lebensmittelpreise stiegen um 2,9 % und Dienstleistungen um 3,4 %. Die EZB rechnet derzeit damit, dass die Gesamtinflation für die Eurozone um den Jahreswechsel 2025/26 wieder bei 2 % liegt.

Abbildung 1: Inflation in der Eurozone Bild vergrößern

GELDPOLITISCHER KURS DER EZB

Leitzinsen (Abb. 2): Die EZB hat im März ihre Zinsen erneut gesenkt, sodass sich die Finanzierungsbedingungen der Eurozone langsam lockern und nun im Niveau vergleichsweise neutral sind. Die EZB-Leitzinsen betragen zum Redaktionsschluss beim Hauptrefinanzierungsatz 2,65 %, beim Einlagesatz 2,50 % und beim Spitzenrefinanzierungssatz 2,90 %. Der EURIBOR-Zins, zu dem sich Banken untereinander unbesichert Geld leihen, lag jüngst bei 2,29 % und ist damit deutlich niedriger als vor einem Jahr (3,89 %). Offen bleibt, ob weitere Zinssenkungen folgen und ggf. wie viele. Die EZB lehnt Vorfestlegungen ab und will weiter „datenabhängig“ und „meeting-by-meeting“ entscheiden. Die meisten Beobachter:innen rechnen derzeit mit einer weiteren Senkung im April. Die nächste Zinsentscheidung trifft die EZB am 16.04.25.

Abbildung 2: Leitzinsen der EZB Bild vergrößern

Wertpapierankaufprogramme (Abb. 3): Der Kurs der Wertpapierankaufprogramme bleibt unverändert. Das Quantitative Tightening, also der Abbau der Portfolios durch keine Reinvestitionen von fällig werdenden Posten, geht weiter. Die Bilanzsumme der EZB beträgt 6.338 Mrd. EUR – das sind 28 % weniger als zum Höchststand im Mai 2022. Davon entfallen 2.567 Mrd. EUR auf das Asset Purchase Program (APP) (21 % unter dem Höchststand), 1.547 Mrd. EUR auf das Pandemienotfallankaufprogramm (PEPP) (9 % weniger) und etwa 374 Mrd. EUR auf die restlichen Bestände an vergünstigten Kredite an Banken (TLTROs) (-83 % unter dem damaligen Niveau). Die EZB-Bilanz normalisiert sich also weiter.

Abbildung 3: EZB-Bilanz Bild vergrößern

Einlagen (Abb. 4): Die Mindestreserveeinlagen bewegen sich seitwärts und betrugen zuletzt 166 Mrd. EUR, während die Überschussreserven weiter sehr hoch sind (zuletzt: 2.656 Mrd. EUR), aber allmählich von den Geschäftsbanken abgebaut werden.

Abbildung 4: Einlagen der Geschäftsbanken bei der EZB Bild vergrößern

Zinsen – Haushalte (Abb. 5): Die Zinsen für Wohnimmobilienkredite waren in den letzten drei Monaten leicht rückläufig. Sie lagen in der Eurozone zuletzt bei 3,3 % (Durchschnitt der letzten drei Monate: 3,3 %). In Deutschland betrugen sie zuletzt 3,6 % (Durchschnitt: 3,6 %), in Frankreich 3,1 % (Durchschnitt: 3,1 %), in Italien 2,9 % (Durchschnitt: 2,9 %) und in Spanien 3,0 % (Durchschnitt: 3,1 %). Die Spannbreite innerhalb der Eurozone betrug zuletzt 2,7 %-Punkte.

Abbildung 5: Zinsen für Haushalte bei Wohnimmobilien Bild vergrößern

Zinsen – Unternehmen (Abb. 6): Auch die Zinsen für Unternehmenskredite sind leicht gefallen; sie lagen zuletzt in der Eurozone bei 4,1 % (Durchschnitt der letzten drei Monate: 4,2 %). In Deutschland betrugen sie 4,4 % (Durchschnitt: 4,5 %), in Frankreich 4,0 % (Durchschnitt: 4,1 %), in Italien 3,9 % (Durchschnitt: 4,0 %) und in Spanien 3,8 % (Durchschnitt: 4,0 %). Die Spannbreite innerhalb der Eurozone betrug zuletzt 2,4 %-Punkte.

Abbildung 6: Zinsen für Unternehmen (ohne Banken) Bild vergrößern

Kreditwachstum (Abb. 7): Das Wachstum von Unternehmenskrediten betrug zuletzt 1,8 % (3-Monats-Durchschnitt: 1,5 %). Die Menge an Wohnimmobilienkrediten wuchs um 1,3 % (Durchschnitt: 1,0 %). Die Kreditmenge wächst also wieder etwas stärker.

Abbildung 7: Kreditwachstum Bild vergrößern

Zinsen – Eurostaaten (Abb. 8): Die Zinsen für Staatsanleihen der Eurostaaten sind in den letzten Monaten gestiegen. 10-jährige Staatsanleihen notierten für Deutschland zuletzt (Stichtag: 08.04.25, also nach den neuen US-Zollankündigungen) bei 2,6 % (vor einem Jahr: 2,4 %), für Frankreich bei 3,4 % (2,9 %), für Italien bei 3,9 % (3,8 %) und für Spanien bei 3,4 % (3,2 %).

Abbildung 8: Zinsen auf 10-jährige Staatsanleihen - ausgewählte MS Bild vergrößern

Spreads – Eurostaaten (Abb. 9): Die Spreads ggü. Bundesanleihen haben sich unterschiedlich entwickelt. Die Spreads von Frankreich betrugen zuletzt 76 Basispunkte (vor einem Jahr: 53), bei Italien hingegen 123 BP (143 vor einem Jahr) und bei Spanien 72 BP (84 vor einem Jahr).

Abbildung 9: Spreads ggü. Bundesanleihen - ausgewählte MS Bild vergrößern

Wechselkurse (Abb. 10): Der Euro notierte zuletzt bei 1,09 US-Dollar pro Euro und wertete damit in den letzten 12 Monaten um 1% auf (zwischenzeitlich schwächelte der US- Dollar allerdings etwas stärker aufgrund der US-Zollankündigungen). Gegenüber dem Pfund notierte er jüngst weiter unverändert bei 0,86 Pfund pro Euro. Gegenüber dem Yen verlor der Euro mit jüngst 161 Yen pro Euro 2 Yen Wert.

Abbildung 10: Wechsekurse über die letzten drei Jahre - 1 Euro ergibt... Bild vergrößern